Wer kennt das nicht? Im Leben gibt es immer wieder Situationen, wo es nicht optimal läuft. Sei es in Beziehungen, Arbeit, familiären Umfeld, Wohnsituation oder Gesundheit – oft gibt es da Anteile, die stören und verbesserungswürdig sind. Das Perfekte und das Ideal gibt es selten, doch streben wir danach. Wie viel Unpassendes mag all das Gute ausbalancieren? Je nach Wertung und Wichtigkeit, kann man über viel Suboptimales hinwegsehen und es tolerieren. Ja es ist auch eine wichtige Qualität, Unbequemes aushalten zu können. Das Gute sehen, es dankbar wertschätzen sind Grundlagen für ein ausgeglichenes Leben.
Vielleicht wird irgendwann die Situation so unbequem, dass man etwas verändern will. Schaft man das alleine oder braucht es Hilfe von aussen?
Da das Leben ja ständige Veränderung ist, können solche Aspekte mal mehr oder weniger störend den Alltag beeinflussen. Es kann auch sein, dass solche unwohlen Momente sich kumulieren, wie auf einem Konto und irgendwann ein kleiner Anlass das Fass zum Überlaufen bringen. Jetzt ist genug Heu unten – wie wir Schweizer sagen. Dieser Moment zwingt einem dann zur Handlung – Gespräch, Konfrontation, Wutausbruch, Ultimatum, Therapie, Supervision, Kündigung, Trennung, Wohnungswechsel sind solche Wechselpunkte, je nach Intensität.
Leider sind wir Menschen nun so gestrickt, dass wir Veränderungen eher scheuen. Wir getrauen uns oft nicht für uns einzustehen. Das Neue, das Unbekannte macht uns so Angst, weil wir keine Erfahrungen haben. So kann es sein, dass wir krasse Missstände aushalten, nur aus grosser Angst, was eine Veränderung bringen würde. So harren manche zu lange in ungesunden Beziehungen und Verstrickungen aus. Sie sind in Umständen gefangen, bei denen anderen die Haare zu Berge stehen würden. Man spricht es nicht an, um das Gegenüber nicht zu verletzen, doch dabei verletzt man sich nur selber.
Diverse Abhängigkeiten und andere Faktoren erschweren die Entscheidung, den eigenen Weg zu gehen. Finanzielle und familiäre Verknüpfungen können so stark sein, dass man keine offensichtliche Wahl hat, aus der Situation auszubrechen. Das ist dann der goldene Käfig. Zusammen mit der Veränderungsangst, Scham, der Angst allein zu sein, nicht dazu zu gehören, sind Gründe warum die längst nötigen Veränderungen nicht angegangen werden. Die Folgen davon sind wohl allen klar. Jahrelanges Insichhineinfressen, das Missachten der eigenen Bedürfnisse haben ihren Preis – der Körper, die Seele werden krank, das System kollabiert irgendwann. Unsere Welt ist voll von Menschen mit Depressionen, Burnout, Herzinfarkten, die vielfach vermieden werden könnten, würden die Menschen mehr auf ihre Bedürfnisse schauen und dazu lernen, statt auszuhalten und zu warten.
Die Prägungen unserer Vergangenheit holen uns dann auch nach einem Wechsel oft wieder ein. Muster wiederholen sich. Das Unbewusste sucht sich wieder das Bekannte, das Vertraute. Der neue Partner ist dann wieder Alkoholiker, der neue Chef ist dann wieder ein narzisstischer Tyrann, wie der Vater es schon war. Das Unbewusste ist so geschickt darin, dies zu verstecken, so dass man es anfangs oft gar nicht merkt. Vielleicht ist der neue Partner noch nicht sichtbar Alkoholiker, aber er wird es im Verlaufe der Beziehung, weil ja auch der Andere seine Geschichte und seine unbewussten Muster hat, das Gewohnte zu suchen.
Nun wie kommt man da raus?
Sicher der erste Schritt, wie bei allen Veränderungen, ist das Erkennen. Woher kenne ich das aus meinem früheren Leben? Wer in meiner Herkunftsfamilie hatte das auch? Was möchte ich eigentlich mit meinem Leben? Was sind meine eigenen Werte? Was wurde mir von aussen aufdoktriniert?
Schritt um Schritt kommt da Licht in den Nebel. Der Selbstwert und die Selbstakzeptanz brauchen einen Aufbau. Je mehr Energie ich erzeugen kann für mich und nicht für andere, desto eher schaffe ich die Ängste zu überwinden und Veränderungen anzugehen. Unterstützung von aussen kann da sehr hilfreich sein, weil nur Menschen im Aussen auf blinde Flecken hinweisen können, weil sie vielleicht schon selber solche Transformationen durchgemacht haben. Sie können Fragen stellen, die neue Denk- und Sichtweisen bringen, die ermutigen und aufbauen.
Das sind nicht einfache Zeiten, doch das Wachstum und der längerfristige Lebensqualitätsgewinn sind es allemal wert.
Sei es dir wert!
Ich wünsche allen viel Erfolg damit.